Zu viel Internet lässt Jugendliche vereinsamen
Allein, unkommunikativ und gereizt im ständigen Kontakt mit dem Internet – so beobachten viele Eltern ihren jugendlichen Nachwuchs und machen sich verständlicherweise Sorgen um eine mögliche Internetsucht und dessen negative Folgen.
Ein Forscherteam der Klinik für Psychosomatische Medizin der Universitätsmedizin Mainz ging im Rahmen einer Studie der Frage nach, ob und inwiefern reale Kontakte leiden, wenn die Jugendlichen sich die meisten Stunden des Tages in sozialen Netzwerken wie Facebook bewegen und mit Online-Spielen verbringen, obwohl es vor allem in diesem Lebensalter wichtig ist, echte Kontakte zu knüpfen und Freundschaften aufzubauen.
Befragt wurden 2.400 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Erste Ergebnisse wurden anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Ende März diesen Jahres in Berlin vorgestellt. Es zeigte sich, dass Jugendliche, die sehr häufig Onlinespiele oder Sexportale nutzen, nachweislich weniger reale Kontakte zu Freunden haben, sich ihnen entfremden und das gegenseitige Vertrauen verlieren.
Digitale Netzwerke wie Facebook hingegen sind für eine Freundschaft zu Gleichaltrigen wichtig, sofern sie in Maßen konsumiert und nicht zur Sucht werden. Eine entsprechende Sucht könne die soziale Ausgrenzung wiederum fördern.
3,4 % der Befragten nutzen das Internet täglich mehr als sechs Stunden und können somit als internetsüchtig bezeichnet werden. Sie verlieren die Kontrolle über ihre Zeiten, in denen sie online sind und gefährden ihre Persönlichkeit, ihr Familienleben und ihre schulische Entwicklung.
13,8 % der Befragten nutzen das Internet exzessiv, sind aber noch nicht suchtgefährdet. Während Mädchen über das Internet vorrangig mit anderen kommunizieren, recherchieren oder einkaufen, spielen Jungen hauptsächlich Onlinespiele. Für die Erziehungsberechtigten sei es wichtig, mögliche Veränderungen im Sozialverhalten der Jugendlichen frühzeitig wahrzunehmen und auch die Nutzung des Internets weitestmöglich zu begleiten.
Prof. Beutel
Onlinespiele und Sex-Portale. Neue Studie: Zu viel Internet macht Jugendliche einsam
Pressekonfernez, Deutscher Kongress es für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
3/2015
- Gesundheit & Medizin